
Am 7. Februar 2025 jährt sich der Mord an Hatun Sürücü zum 20. Mal. Sürücü, die 23 Jahre alt war und einen zweijährigen Sohn hatte, wurde in Berlin-Tempelhof von ihrem jüngeren Bruder mit drei Schüssen in den Kopf getötet. Der Mord wurde als „Ehrenmord“ klassifiziert, weil die Familie anscheinend die durch das Verhalten Sürücüs, die ein Kopftuch abgelegt hatte und einen westlichen Lebensstil führte, verletzte Familienehre wiederherstellen wollte. Der Bruder wurde 2006 zu einer Jugendstrafe von neuneinhalb Jahren verurteilt und nach der Verbüßung in die Türkei abgeschoben.
Der Fall ist nicht nur ein tragisches Ereignis, sondern hat auch eine breite Diskussion über Gewalt an Frauen und die spezifischen gesellschaftlichen Probleme in Bezug auf Ehrenmorde in Deutschland ausgelöst. Viele Frauenrechtsorganisationen kämpfen gegen die gesellschaftlichen Strukturen, die solch brutale Taten begünstigen. Der Mord an Hatun Sürücü ist zudem ein Symbol für die patriarchalen Weltanschauungen, die in einigen Einwandererfamilien vorherrschen. Frauen, die gegen diese Normen verstoßen, wie z.B. Maryam H., die 2021 ermordet wurde, weil sie sich von ihrem Ehemann trennte, sind besonders betroffen.
Gedenkveranstaltungen und die öffentliche Diskussion
Zum Gedenken an Hatun Sürücü werden am 6. und 7. Februar in den Bezirken Tempelhof-Schöneberg und Neukölln Gedenkveranstaltungen organisiert. Diese Veranstaltungen zielen darauf ab, das Bewusstsein für die fortwährende Gewalt gegen Frauen und die Problematik der Ehrenmorde zu schärfen. Experten und Frauenrechtsorganisationen fordern verstärkte Präventionsmaßnahmen, bessere Ausbildung für Lehrkräfte und eine verlässliche Erfassung von Ehrenmorden in Deutschland.
Das Thema ist auch von politischem Interesse. Bundesjustizminister Marco Buschmann bezeichnet Ehrenmorde als Ausdruck geschlechtsspezifischer Gewalt, während Familienministerin Lisa Paus anmerkt, dass diese oft als Femizide zu betrachten sind. Eine Studie von 2011 über Ehrenmorde in Deutschland zeigte, dass 76 von 122 verurteilten Tätern aus der Türkei stammten und weniger als 10% in Deutschland geboren wurden. Dies unterstreicht die internationalen Dimensionen dieser Problematik.
Zahlen und Fakten zu Ehrenmorden in Deutschland
- In den Jahren 2022 und 2023 gab es mindestens 26 Opfer von versuchten oder vollendeten Ehrenmorden, darunter 12 Todesopfer und 10 Frauen.
- 2023 verzeichnete die Bundesregierung 938 Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden.
- Im Jahr 2021 wurden 19 Fälle von Ehrenmorden dokumentiert, Tendenz steigend.
Ein besonders beunruhigendes Beispiel ist der Fall von Zohra G., die 2022 von ihrem Ehemann mit 13 Messerstichen getötet wurde. Die statistische Analyse dieser Vorfälle zeigt, dass viele Täter arbeitslos waren und bildungsfern. Sexistische Rollen- und Verhaltenserwartungen führen somit häufig dazu, dass Frauen, die diese Normen nicht einhalten, ihr Leben verlieren.
Der Mord an Hatun Sürücü bleibt ein schmerzhafter Erinnerungsfall und ein Weckruf für die Gesellschaft. Kulturelle und soziale Themen müssen offener diskutiert werden, sowie die Notwendigkeit von Veränderungen in den Rechtssystemen. Darüber hinaus ist die Sensibilisierung der Gesellschaft für dieses Problem unerlässlich, um weitere Tragödien zu verhindern.
„Ehrenmorde“ sind nicht nur Straftaten, sie sind ein Abbild tief verwurzelter patriarchaler Strukturen, die es gilt, herauszufordern und zu reformieren, wie welt.de betont. Der Fall von Hatun Sürücü wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Diskussion über die Gleichstellung der Geschlechter und den Schutz von Frauen spielen, so berliner-zeitung.de und t-online.de.