
Am 21. März 2025 eröffnete im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Schöneweide, Berlin, die Kunstinstallation „Missing Female Stories“ von Birgit Szepanski. Diese Ausstellung thematisiert die tragischen Schicksale von Zwangsprostituierten im Nationalsozialismus und soll die dunkle Geschichte der Zwangsprostitution ins öffentliche Bewusstsein rücken. Szepanski, die bei ihrer Recherche auf Hinweise über Zwangsprostitution in einem Arbeitslager der Henschel-Flugzeugwerke stieß, hebt hervor, dass über 3.000 Zwangsarbeiterlager in Berlin dokumentiert sind. In diesem Zusammenhang beschreibt sie das Symbol der Leere: Ein braunes Hemd mit Löchern, das in der Ausstellung präsentiert wird.
Die „B-Baracke“, ein Bordell, das in der Nähe der Henschelwerke erbaut wurde, ist ein zentrales Element der Ausstellung. Diese Baracke hatte 12 Zimmer mit jeweils 3,75 m² und war nur 500 Meter vom Henschelwerk entfernt. Die Besuche für die männlichen Insassen waren auf 15 Minuten begrenzt. Die Organisation der Zwangsprostitution erfolgte unter der Kontrolle der Deutschen Arbeitsfront, während Historiker Robert Sommer die Rolle der Nationalsozialisten als „größte Zuhälter der Geschichte“ beschreibt.
Zwangsprostitution im NS-Staat
Prostitution wurde im nationalsozialistischen Deutschland 1934 faktisch legalisiert, wobei kleine Orte von diesem Prinzip ausgeschlossen waren. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 verschärfte sich jedoch die Kontrolle über Prostituierte. Im Jahr 1940 entschied SS-Chef Heinrich Himmler, dass auch „Fremdarbeiter“ in Bordellen erlaubt seien. Die Zahl der Zwangsarbeiter lag im Jahr 1944 bei fast 8 Millionen im Deutschen Reich, wobei viele von ihnen auch als Täter in der Zwangsprostitution agierten. Diese komplexen Dynamiken verwischen die Grenzen zwischen Opfern und Tätern.
Obwohl es keine individuellen Informationen über die Frauen in der „B-Baracke“ gibt – keine Namen oder Geburtsdaten sind bekannt –, wird berichtet, dass die Frauen häufig aus von Deutschland besetzten Gebieten stammten oder als „asozial“ eingestuft wurden. Schätzungen zufolge arbeiteten zwischen 300 und 500 Zwangsarbeiter pro Prostituierter. Während „arische“ Frauen und Jüdinnen von der Prostitution ausgeschlossen waren, wurden viele Frauen zur Zwangsprostitution gezwungen und schwiegen nach dem Krieg über ihre Erfahrungen.
Einblicke in die Ausstellung
Die Ausstellung „Missing Female Stories“ bietet nicht nur einen Blick auf die historischen Fakten, sondern auch eine emotionale Perspektive. Im Zentrum hängt ein großes Rechteck aus dünnen Stoffbahnen, das den Bauplänen der „B-Baracke“ nachempfunden ist. Diese Baupläne stellen die einzigen Spuren des Bauwerks dar und sind der einzige historische Bestandteil der Installation. Fotografien des Stoffrechtecks auf dem Waldboden symbolisieren die Abwesenheit von sichtbaren Spuren der Ausbeutung.
Der Zugang zur Ausstellung, die bis zum 6. April 2025 geöffnet ist, ist kostenfrei, was dazu beiträgt, das Bewusstsein für die oft vergessenen Geschichten der Zwangsprostituierten zu schärfen. Szepanskis Forschungsarbeit ist ein wichtiger Schritt, um das Vergessen der Opfer zu verhindern und die Verbrechen des NS-Regimes in Erinnerung zu halten. Dies ist besonders relevant, da die deutsche Regierung und Unternehmen lange Zeit keine Verantwortung für die Zwangsarbeit übernommen haben, was die Betroffenen zusätzlich belastete.
Insgesamt ziehen die präsentierten Fakten und die künstlerische Darstellung die Aufmerksamkeit auf ein dunkles Kapitel der Geschichte, das oft übersehen wird. Die Aufarbeitung dieser Themen ist nicht nur eine Aufgabe der Wissenschaft, sondern auch eine gesellschaftliche Verpflichtung.