Tempelhof-Schöneberg

Schokoladenschmerz: Tempelhof-Museum zeigt die dunkle Seite der Süßigkeit!

Am 13. Februar 2025 wird im Tempelhof Museum die Sonderausstellung „Schokolonialismus. Sarotti in Tempelhof“ eröffnet. Diese Ausstellung widmet sich der verschlungenen Geschichte der Schokoladenproduktion und deren engen Verknüpfung mit kolonialer Ausbeutung und Gewalt. Die Eröffnungsfeier beginnt um 18 Uhr und wird bis zum 7. September täglich von 12 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet sein, wobei der Eintritt frei bleibt. In der britischen Kolonie Goldküste (heute Ghana) sowie in ehemaligen deutschen Kolonien wie Togo, Kamerun und Samoa wuchs der Kakaoanbau, der entscheidend für den internationalen Schokoladenmarkt war.

Diese Ausstellung behandelt die Schokoladenindustrie über einen Zeitraum von mehr als 150 Jahren und hebt insbesondere die prominente Rolle der Firma Sarotti hervor. Sarotti wurde 1868 von Hugo Hoffmann gegründet und begann 1913 mit der Produktion in Tempelhof. Vorher war die Fabrik am Mehringdamm in Kreuzberg ansässig, wo sie von 1881 bis 1913 aktiv war. Die neu eröffnete Fabrik in Tempelhof erzielte eine tägliche Produktionskapazität von bis zu 300.000 Tafeln und beschäftigte etwa 2000 Personen. Die Verbindung zwischen dem Erfolg der Schokoladenproduktion und den dunkleren Aspekten des Kolonialismus wird in der Ausstellung ausführlich behandelt, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind. Der Anstieg des Schokoladenkonsums fiel zusammen mit dem wirtschaftlichen Wachstum des Deutschen Kaiserreichs, jedoch nicht ohne die hinterlassenen Spuren der Ausbeutung.

Rassistische Werbestrategien und soziale Auswirkungen

Eines der herausragendsten Merkmale der Ausstellung ist die Auseinandersetzung mit rassistischen Werbestrategien der Zeit, unter anderem mit der Figur des Sarotti-Mohrs. Diese Werbefigur, die 1918 von Julius Gipkens entworfen wurde, ist ein Beispiel für die kolonialen Stereotype, die das Gesicht des Unternehmens prägten. Auch in der heutigen Zeit wird die Figur von vielen als diskriminierend wahrgenommen. Erst 2004 wurde das Firmenlogo geändert, aber der neue Magier mit goldener Haut greift weiterhin auf koloniale Bildsprache zurück. Die Ausstellung bietet somit auch einen kritischen Diskurs über die fortbestehenden Mechanismen der Ausbeutung und die damit verbundenen Herrschaftsstrukturen.

Zusätzlich wird in der Ausstellung eine Collage von Schokoladenverpackungen präsentiert, die von Tempelhofer Bürgern beigesteuert wurden. Dieser öffentliche Aufruf zur Beteiligung ermutigt die Besucher, über die alltäglichen Beziehungen zu dem Genussmittel Schokolade nachzudenken. Die Ausstellung ist mehr als nur Rückblick, sie soll auch zur Reflexion über den eigenen Konsum und dessen gesellschaftliche sowie ökologische Auswirkungen anregen.

Einblicke in die Geschichte der Schokolade

Die Geschichte der Schokolade ist untrennbar mit der globalen Kolonialisierung verbunden. Die Kakaopflanze, ursprünglich aus Mexiko stammend, wurde im 15. Jahrhundert von spanischen Eroberern nach Europa eingeführt. Auch die im 19. Jahrhundert neue Herstellungsverfahren trugen dazu bei, dass Schokolade für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich wurde. Vor 1900 kam der Großteil des Kakaos aus Ländern wie Venezuela, Ecuador und dem brasilianischen Amazonasgebiet, wobei Brasilien und die Dominikanische Republik auch wichtige Produzenten waren.

Die Sonderausstellung „Schokolonialismus. Sarotti in Tempelhof“ beleuchtet nicht nur diese interessante Geschichte, sondern bietet auch Raum für kritische Auseinandersetzungen mit den sozialen und ethischen Herausforderungen, die der Genuss von Schokolade mit sich bringt. In einer Zeit, in der immer mehr Verbraucher bewusster mit ihren Kaufentscheidungen umgehen, wird diese Ausstellung eine wichtige Plattform für Diskussionen bieten.

Die Ausstellung stellt somit einen bedeutenden Beitrag zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft dar. Es bleibt abzuwarten, wie die Besucher auf diese komplexen Themen reagieren werden und welche neuen Perspektiven sich letztlich daraus ergeben.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
berliner-woche.de
Weitere Infos
visitberlin.de
Mehr dazu
kolonialismus-begegnen.de

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