Steglitz-Zehlendorf

Berliner Straßen: Umbenennungen gegen koloniale und antisemitische Namen!

In Berlin sind in den letzten Jahren zahlreiche Straßen und Plätze umbenannt worden. Seit 2016 wurden mindestens 16 Umbenennungen dokumentiert. Diese Veränderungen sind meist durch kolonialistische, rassistische, antisemitische oder NS-Bezüge der ursprünglichen Namensgeber motiviert. Darüber hinaus wurde in einigen Fällen auch die Ehrung verstorbener Personen berücksichtigt. Unterschiedliche Bezirke in der Stadt zeigen dabei unterschiedliche Aktivitäten, wobei der Bezirk Mitte mit vier Umbenennungen an der Spitze steht, gefolgt von Neukölln und Charlottenburg-Wilmersdorf, die jeweils drei Umbenennungen verzeichneten. Auf eine Anfrage von dpa berichteten vier der elf Bezirke, dass sie keine Straßen umbenannt hätten, was die Debatte um die Straßenbenennungen in der Hauptstadt weiter anheizt.

Die Gründe für die Benennungen sind vielfältig. Zu den bereits durchgeführten Umbenennungen gehören die Umwandlung der Wissmannstraße in die Lucy-Lameck-Straße im Jahr 2021 sowie die Umbenennung der Petersallee in die Anna-Mungunda-Allee und Maji-Maji-Allee im Jahr 2019. Mit diesen Maßnahmen wird der nationalen und internationalen Geschichte Berlins Rechnung getragen, die oft von kolonialen und rassistischen Verstrickungen geprägt ist. Ein besonders aktuelles Beispiel ist die Umbenennung des Maerckerwegs in den Maria-Rimkus-Weg in Lankwitz im Jahr 2023, die antijüdischen Bezugnahmen entgegenwirken soll.

Kontroversen um historische Bezüge

Ein zentraler Aspekt der Diskussion ist die mögliche Umbenennung der Mohrenstraße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße, ein lange umstrittener Name, dessen Ursprung und historische Bedeutung umstritten sind. Die BVV hat 2020 beschlossen, diesen Namen zu ändern, um rassistischen Konnotationen der Bezeichnung entgegenzuwirken. Diverse Initiativen bringen sich in die Debatte ein und fordern eine Umbenennung der „Mohr“-Straße als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für afrikanische Persönlichkeiten.

In der Berliner Geschichte gibt es zudem zahlreiche Straßen, die nach namhaften Persönlichkeiten benannt wurden, die heute als umstritten gelten. Ein dorch einen Bericht von Samuel Salzborn dokumentiertes Dossier listet 290 von mehr als 10.000 Straßen in Berlin auf, deren Namensgeber als Antisemiten identifiziert werden können. Ungefähr 100 dieser Straßen könnten demnach umbenannt werden, wie beispielsweise die Treitschkestraße in Steglitz, deren Umbenennung im Bezirk bereits beschlossen wurde. Um die öffentliche Diskussion um diese Namensgeber zu fördern, entsteht auch ein Geschichtslehrpfad in der Pacelliallee in Dahlem.

Ein langer Prozess der Umbenennung

Der Prozess der Umbenennung ist jedoch nicht trivial. Politische Mehrheiten müssen gefunden werden, um Veränderungen zu implementieren. Anwohner sehen sich oft bürokratischem Aufwand und möglichen Kosten für Adressänderungen ausgesetzt. Die Ausführungsvorschriften des Berliner Straßengesetzes wurden 2020 erweitert, um Umbenennungen mit kolonialhistorischem Bezug zu ermöglichen. In der Vergangenheit sind zahlreiche Konsultationen und Diskussionen nötig, um zu einer Einigung zu gelangen.

Die öffentliche Debatte über die Umbenennungen spiegelt auch ein wachsendes Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung wider. Während einige Bürger eine Beibehaltung der traditionellen Namen fordern, engagieren sich andere für eine kritische Aufarbeitung der Geschichte. Diese Umbenennungen sind ein wichtiger Schritt, um sowohl die koloniale Geschichte als auch antisemitische Bezüge in der Straßenbenennungslandschaft Berlins aufzuarbeiten. Die Entwicklung neuer Namen wird durch ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren begleitet, um der Geschichte gerecht zu werden und gleichzeitig Raum für neue Perspektiven zu schaffen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Debatte um Straßennamen in Berlin tief in der Geschichte verwurzelt ist und weiterhin viele Facetten aufzeigt. Die Auseinandersetzung damit ist nicht nur eine Frage der Namensgebung, sondern ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Wandels.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
n-tv.de
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berlin.de
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zeit.de

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