
Der Schlagersänger Andre Herzberg, bekannt für seinen Hit „Aufruhr in den Augen“, befindet sich in einer Phase des Rückblicks. Heute, am 16. Januar 2025, steht Herzberg mit seiner Band „Pankow“ vor den letzten Konzerten einer Abschiedstour. Die Band hat seit vielen Jahren einen festen Platz in der Musikszene und war in der DDR eine wahre Ikone. Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben; nach dem Fall der Mauer erlebte Herzberg einen Rückgang seiner Bekanntheit, was ihn zum Nachdenken über seine Karriere und die musikalischen Wurzeln anregte. Tagesspiegel berichtet, dass der Musiker seinen kreativen Prozess mit dem eines Bauarbeiters vergleicht, der neue Lieder erschafft, während er auf der Bühne selbstbewusst auftritt, jedoch im Alltag oft an sich selbst zweifelt.
Eine prägende Rolle in Herzbergs Leben spielte seine sozialistische Erziehung. Seine Mutter, Staatsanwältin, und sein Vater, Chefredakteur beim DDR-Rundfunk, förderten zwar seine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, dennoch hinterließen ihre Methoden auch Schatten. Sein Vater bat in seiner Grabrede um Entschuldigung für seine strengen Erziehungsmethoden. Dieser biografische Hintergrund verbindet sich mit der Geschichte seiner jüdischen Großmutter, was seine Sichtweise auf die Welt maßgeblich geprägt hat. Zudem erinnert sich Herzberg an die Herausforderungen, denen er als Lehrling in der DDR begegnete, und an die bleibenden Eindrücke, die diese Erfahrungen hinterließen.
Kreativität und Reflexion
Herzberg blickt auf die unvergängliche Bedeutung der DDR in seiner Vergangenheit zurück. Er hat das Bedürfnis, sich von dieser Vergangenheit auf seine eigene Weise zu verabschieden. Ein starkes Bild für diese Reflexion ist das unveränderte Polizeigebäude am S-Bahnhof Pankow, das für ihn symbolisch für die Erinnerung an die alte Zeit steht.
Mit der Band „Pankow“ veröffentlichte er das Album „Aufruhr in den Augen“ im Jahre 1988, das zugleich das letzte in der DDR produzierte Album der Band war. Mit seinen subversiven und provokativen Texten spricht es von Frustrationen und einem leidenschaftlichen Streben nach Veränderung. Besonders die Songs „Langeweile“ und „Gib mir’n Zeichen“ thematisierten den Stillstand und den Drang nach Wandel in einer Zeit großer Umbrüche. Trotz der heftigen Kritik von offiziellen Stellen wie Kurt Hager, dem hohen Verantwortlichen für Kultur in der SED, blieb das Album ungehindert in Produktion und Vertrieb. Wikipedia vermerkt die Einflüsse der Perestroika und Glasnost, die auch die Inhalte der Band nachhaltig beeinflussten.
Das Album „Aufruhr in den Augen“ umfasst eine Vielzahl von musikalischen Facetten, was durch seine komplexen Arrangements und die Unterstützung von Musikern wie Heiner Witte an der Slide-Gitarre unterstrichen wird. Die Band tourte 1989 sogar mit der Big Band der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, was die weitreichende Wirkung dieser Musik verdeutlicht.
Trackliste des Albums „Aufruhr in den Augen“ | Dauer |
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1. Aufruhr in den Augen | 3:50 |
2. Einsam | 3:04 |
3. Langeweile | 4:16 |
4. Straßenlärm | 3:12 |
5. Marilyn | 3:14 |
6. Gib mir’n Zeichen | 3:50 |
7. Ich bin ich | 4:22 |
8. Der Ausreißer | 3:57 |
9. Du kriegst mich nicht | 2:45 |
10. Ich bin bei dir | 3:06 |
11. Wieder auf der Straße | 4:36 |
Herzberg bleibt ein vielschichtiger Künstler, der seine Identität sowohl als Mensch als auch als Musiker ständig hinterfragt und weiterentwickelt. In den kommenden Konzerten wird sich zeigen, wie er sich von der Vergangenheit verabschieden möchte und inwelcher Form sein musikalisches Erbe weiterleben wird. Trotz aller Herausforderungen, die er durchlebt hat, bleibt die Leidenschaft für die Musik und das Bedürfnis, seine Geschichte zu erzählen, ungebrochen.