
Im Jahr 2025 sind Juden in Deutschland vielerorts nicht mehr sicher, was eine alarmierende Entwicklung darstellt. Ein aktueller Artikel der Schwäbischen Zeitung hebt hervor, dass Antisemitismus nicht nur von Rechtsextremisten, sondern auch von linksradikalen und islamistischen Gruppierungen ausgeübt wird. Die Einstellungen, die Judenfeindlichkeit begünstigen, sind tief in der Gesellschaft verwurzelt und zeigen sich in Universitäten, sozialen Medien sowie im Alltag. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel hat diese Entwicklungen zusätzlich angeheizt und zu einem Anstieg von offenem Antisemitismus geführt. Besonders in Städten wie Berlin fühlen sich Juden unsicher in ihrem Umfeld, was bereits dazu geführt hat, dass einige aus Deutschland geflüchtet sind oder dies in Erwägung ziehen.
Die Gewaltbereitschaft unter linksextremistischen Antisemiten ist erwiesen, insbesondere bei den sogenannten „Pro Palästina“ Demos, wo Sicherheitskräfte häufig Beschimpfungen und körperlichen Angriffen ausgesetzt sind. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland stellt sich jedoch gegen Antisemitismus und unterstützt die Sicherheitsbehörden. Ebenso gibt es eine besorgniserregende Abneigung gegen die Demokratie unter bestimmten Gruppen. Der Artikel betont die Notwendigkeit, alle Formen von Extremismus, einschließlich Antisemitismus, nachhaltig zu bekämpfen.
Aktuelle Lage des Antisemitismus
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat ein aktualisiertes Lagebild betreffend Antisemitismus veröffentlicht, das einen umfassenden Überblick über die Thematik gibt. Laut dem BfV befasst sich die Analyse nicht nur mit Rechtsextremismus, sondern auch mit Extremismen aus dem Linksextremismus und Islamismus, einschließlich Phänomenen wie „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“. Der Bericht untersucht die Entwicklungen der Jahre 2022 und 2023 und stellt Prognosen für zukünftige Gefahren auf. Zu den wesentlichen Ereignissen, die die Sichtbarkeit von Antisemitismus erhöht haben, zählen die Coronapandemie ab 2020 sowie der Gaza-Krieg, der im Oktober 2023 begann.
Während der Coronapandemie haben sich antisemitische Verschwörungserzählungen verbreitet und fanden zunehmend Zustimmung in der Gesellschaft. Extremisten haben beim Gaza-Konflikt ihren Antisemitismus offener geäußert und dazu beigetragen, antisemitische Bilder und Inhalte zu verbreiten, die in der Lage sind, gewalttätige Handlungen zu provozieren. Der digitale Raum spielt dabei eine immer größere Rolle, insbesondere durch die Verbreitung von KI-generierten Bildern, während auch analoge Formen des Antisemitismus, beispielsweise auf Demonstrationen, zugenommen haben.
Statistiken und Entwicklungsprognosen
Die Zahl antisemitisch motivierter Gewalt hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser berichtete von einem drastischen Anstieg antisemitischer Straftaten seit dem 7. Oktober 2023, mit einer Verdopplung der Gesamtzahl im Vergleich zu 2022. Der Bericht des BfV zeigt, dass es eine hohe Anzahl antisemitischer Straftaten durch Rechtsextremisten gibt, während auch islamistisch geprägte antisemitische Taten zunehmen. Präsident Thomas Haldenwang wies zusätzlich auf die Rolle sozialer Medien bei der Verbreitung von Antisemitismus und Verschwörungstheorien hin.
Der Antisemitismus, der viele gesellschaftliche Schichten betrifft, ist Auslöser für anhaltende Debatten in Deutschland. Antisemitische Einstellungen sind durch Jahre hinweg in Umfragen erfasst worden. Die sogenannte Kommunikationslatenz sorgt dafür, dass Antisemit*innen ihre Ansichten nicht mehr offen äußern, sondern oft über Umwege, wie sekundärer Antisemitismus oder Antizionismus, kommunizieren. Antizionismus, der breite ablehnende Haltungen gegenüber Israel verkörpert, kann dabei auch antisemitische Narrative und Bilder umfassen.
Langzeitstudien wie die Leipziger „Mitte-Studie“ und Bielefelder Studien erfassen die tief verwurzelten antisemitischen Einstellungen in der Bevölkerung und zeigen, dass trotz teils sinkender Zustimmung zu traditionellen antisemitischen Aussagen, auch neue Formen von Judenfeindlichkeit seit dem Sechstagekrieg 1967 in der deutschen Linken gewachsen sind. Diese evolutionären Veränderungen im Antisemitismus verdeutlichen die Notwendigkeit, wirksame Maßnahmen und Forschungsansätze zur Erfassung und Bekämpfung antisemitischer Vorurteile zu entwickeln.
Das vollständige Lagebild des BfV ist auf deren Website abrufbar und als Broschüre verfügbar, wodurch die Veröffentlichung zur Sensibilisierung in der breiten Öffentlichkeit beitragen soll. Experten fordern einen umfassenden Diskurs über die Gewalttaten und die Ideologien, die hinter diesen Entwicklungen stehen, um Antisemitismus in all seinen Formen entschlossen entgegnen zu können.