
In Berlin sorgte ein Besuch des Angeklagten Issa Rammo, Oberhaupt einer bekannten deutsch-arabischen Großfamilie, für Kontroversen im Abgeordnetenhaus. Der CDU-Abgeordnete Christian Zander hatte Rammo eingeladen, was ihn in das Kreuzfeuer der politischen und medialen Kritik brachte. Zander, der als Sprecher für Gesundheit und Pflege in der CDU-Fraktion tätig ist, betonte, dass er nicht wüsste, wer zu Besuch komme, und dass er keine Mitglieder der Rammo-Familie eingeladen habe. Im Gegensatz dazu stellte Firas Rammo, Sohn von Issa Rammo, die Glaubwürdigkeit von Zanders Aussagen in Frage und behauptete, sein Vater sei Zander bekannt gewesen. Laut Tagesspiegel war die Führung durch das Abgeordnetenhaus auf Anfrage der „Arabischen Gemeinde in Deutschland“ organisiert worden.
Die CDU steht nun unter Druck, da die Grünen und andere Oppositionsparteien scharfe Kritik äußerten und mehr Aufmerksamkeit für das Thema Clankriminalität forderten. Die Gewerkschaft der Polizei bezeichnete den Vorfall als „Super-Gau für die CDU“ und hob hervor, dass die Rammo-Familie seit Jahren mit spektakulären Straftaten in Verbindung gebracht wird. Zu den bekanntesten Delikten gehören der Raub einer Goldmünze im Bodemuseum sowie der Überfall auf einen Geldtransporter. Die Familie ist laut dem Bundeskriminalamt in zahlreiche kriminelle Aktivitäten verwickelt, die als Clan-Kriminalität klassifiziert werden.
Clankriminalität im Fokus
Clankriminalität ist in den letzten Jahren verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. Berichterstattung darüber bezieht sich häufig auf arabische, türkische oder kurdische Großfamilien, mit einem deutlichen Fokus auf deren kriminelle Strukturen. Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die gesellschaftliche Ordnung durch Clankriminalität als bedroht bezeichnet. Diese umfasse nicht nur Massenschlägereien, sondern auch Juwelendiebstahl und Raubüberfälle. Im Jahr 2023 zählte die Berliner Polizei 1.063 Straftaten im Zusammenhang mit Clankriminalität, was etwa 0,2 % aller registrierten Straftaten in der Hauptstadt ausmacht, so Deutschlandfunk.
Die Rammo-Familie hat ihre Wurzeln in der türkischen Provinz Mardin und kam Ende der 1970er Jahre als staatenlose Flüchtlinge nach Deutschland. Schätzungen zufolge leben zwischen 35.000 und 50.000 Angehörige solcher arabisch-türkischer Großfamilien in Deutschland, wobei nur ein kleiner Teil straffällig wird. Politikwissenschaftler Mahmoud Jaraba, der diese Familien untersucht hat, weist darauf hin, dass Großfamilien keine homogene Gruppe darstellen und viele ihrer Mitglieder nicht kriminell sind. Vielmehr geschieht die Kriminalität häufig unabhängig von den familiären Strukturen.
Gesellschaftliche Stigmatisierung und Diskriminierung
Trotz der Tatsache, dass nur wenige Angehörige dieser Großfamilien tatsächlich in kriminelle Aktivitäten verwickelt sind, werden sie oft als „kriminelle Clans“ stigmatisiert. Diese Wahrnehmung hat zur Folge, dass die gesamte Gruppe für das Fehlverhalten Einzelner verantwortlich gemacht wird. Es gibt bereits interne Kritiken innerhalb dieser Gemeinschaften an straffälligen Familienmitgliedern, während die Mehrheit sich von diesen distanziert, so Mediendienst Integration.
Die Diskussion über Clankriminalität bleibt ein heikles Thema in der deutschen Politik und Gesellschaft, nicht nur wegen der sicherheitspolitischen Aspekte, sondern auch wegen der damit verbundenen Fragen der Diskriminierung und der gesellschaftlichen Integration. Kritiker argumentieren, dass die eingesetzt wurden, um das Phänomen zu beschreiben, oft rassistische Stereotypen reproduzieren und die Herausforderungen der marginalisierten Klientel nicht angemessen adressieren.