
Am 9. April 2025 begann in Berlin der Prozess gegen den 24-jährigen Mustafa El-H. A., der wegen eines Angriffs auf den jüdischen Studenten Lahav Shapira angeklagt ist. Dieser Vorfall, der sich am 2. Februar 2024 in einer Bar in Berlin-Mitte ereignete, hat nicht nur für Aufregung in der Hauptstadt gesorgt, sondern auch ein großes öffentliches Interesse an der Problematik des Antisemitismus an deutschen Hochschulen geweckt. Die Staatsanwaltschaft wirft El-H. A. gefährliche Körperverletzung vor, während der Angeklagte das antisemitische Motiv für seine Handlung bestreitet und die Tat weitgehend einräumt.
Der Angriff folgte einem Streit über pro-palästinensische Plakate, die Shapira entfernt hatte. Mustafa El-H. A. schlug Shapira ins Gesicht und trat ihn anschließend frontal an. Dieser wurde durch den Angriff schwer verletzt und musste vier Tage im Krankenhaus verbringen, wo mehrere Operationen notwendig wurden. Das Opfer hat inzwischen sogar Personenschutz in Anspruch genommen, da es sich in seinem persönlichen Umfeld nicht mehr sicher fühlt. Shapira ist der Bruder des Satirikers Shahak Shapira, dessen Großvater 1972 bei einem Terroranschlag in München ums Leben kam.
Ermittlungen und Beweislage
Die Staatsanwaltschaft sieht ein Snapchat-Bild als einen Hinweis auf ein mögliches antisemitisches Motiv. Das Bild zeigt den Tatort mit einer beleidigenden Unterzeile, dessen Herkunft allerdings unklar bleibt. Im Rahmen der Nebenklage wurde zudem die Begutachtung von Chatgruppen beantragt, in denen möglicherweise antisemitische Inhalte verbreitet wurden. In der ersten Verhandlungsrunde wurde Shapira als erster Zeuge gehört, wobei seine Schilderungen von einer Begleiterin bestätigt wurden. Ein Polizist soll beim nächsten Prozesstag zu seiner Videoaufzeichnung von den Beweisen befragt werden.
El-H. A. hat in der Zwischenzeit ein Anti-Gewalt-Training absolviert und befindet sich in Therapie. Er strebt einen Täter-Opfer-Ausgleich an und hat 5.500 Euro sowie monatliche Raten angeboten. Zusätzlich wird der Prozess vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, verfolgt, der die Schwere des Falls betont.
Antisemitismus an Hochschulen
Die Problematik des Antisemitismus an deutschen Hochschulen ist durch den Vorfall nochmals in den Vordergrund gerückt. Ein kürzlich veröffentlichter Lagebericht des American Jewish Committee Berlin zusammen mit der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) dokumentiert Antisemitismus als ernsthaftes Problem an Universitäten und beschreibt eine anhaltende Ausnahmesituation für jüdische Studierende seit dem 7. Oktober 2023. Diese fühlen sich vielerorts nicht mehr sicher und trauen sich oft nicht, ihre Identität offen zu leben.
Universitäten haben teilweise erkannt, dass Antisemitismus ein drängendes Problem darstellt. Dennoch mangelt es an effektiven Maßnahmen, die Studierende vor Diskriminierung schützen könnten. Der Bericht fordert Hochschulen und die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Universitäten wieder zu geschützten Orten für alle Studierenden zu machen. Jüdische Studierende berichten von Relativierungen und der Negierung antisemitischer Anfeindungen durch Universitätsleitungen, was das Gefühl der Unsicherheit weiter verstärkt.
El-H. A. ist deutscher Staatsbürger mit palästinensischen Wurzeln und hat sein Lehramtsstudium an der FU Berlin aufgegeben, um als Vertriebsentwickler zu arbeiten. Der Prozess wird an zwei Verhandlungstagen durchgeführt, der nächste Termin ist für den 17. April angesetzt.