
Am 24. Februar 2025 hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte einstimmig beschlossen, den Nettelbeckplatz in „Martha-Ndumbe-Platz“ umzubenennen. Dieser historische Schritt erfolgt 80 Jahre nach dem Tod von Martha Ndumbe, die am 5. Februar 1945 im Konzentrationslager Ravensbrück starb. Der Beschluss zur Umbenennung wurde in der Januar-Sitzung gefasst und zeigt das Bestreben, das koloniale Erbe des bisherigen Namens zu hinterfragen und zu reformieren, da Joachim Nettelbeck, der im späten 18. Jahrhundert als hoher Offizier auf einem niederländischen Sklavenschiff tätig war, Namensgeber des Platzes war. Die Umbenennung wurde unter anderem vom Verein Straßenlärm Berlin e.V. angestoßen, der das Bezirksamt auffordert, die Maßnahmen zügig umzusetzen, um die feierliche Einweihung im Frühjahr zu realisieren.
Martha Ndumbe wurde 1902 in Berlin geboren und war die Tochter eines Kameruners. Ihr Leben spiegelt die Herausforderungen und Diskriminierungen wider, denen viele Afro-Deutsche begegneten. Aufgewachsen bei Pflegeeltern nach der Trennung ihrer Eltern, brachte sie mit 16 Jahren eine Tochter zur Welt, die jedoch früh starb. Trotz ihrer Bemühungen, sich als Stickerin und Fabrikarbeiterin einen Platz in der Gesellschaft zu erarbeiten, wurde sie in den 1930er Jahren zunehmend marginalisiert und zur Prostitution gezwungen. Mit der Nationalsozialismus-Kampagne gegen „asoziale“ Personen wurde sie 1944 deportiert. Ihr Schicksal zeichnet das Bild einer ganzen Opfergruppe des NS-Regimes, und die Umbenennung des Platzes ist eine Anerkennung für ihre verlorenen Lebenswege.
Historische Kontextualisierung
Der Antrag zur Umbenennung des Nettelbeckplatzes wurde in der Januar-Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur beschlossen, wobei alle Mitglieder bis auf die CDU für den Antrag stimmten. Die CDU wählte eine gegenteilige Haltung, wurde jedoch von den anderen Parteien, einschließlich Grünen, SPD und Linken, überstimmt. Gleichzeitig mit der Umbenennung wird eine Informationstafel aufgestellt werden, um die historische Bedeutung von Martha Ndumbe und ihren Lebensweg zu erläutern.
Die Umbenennung ist nicht nur ein symbolischer Akt, sondern auch ein wichtiger Schritt in der Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands und den damit verbundenen Diskriminierungen. 2021 wurde bereits ein Stolperstein für Ndumbe in Berlin eingeweiht, der erste für eine schwarze deutsche Frau, als Zeichen des Gedenkens und des Bewusstseinswandels.
Voraussetzungen und Auswirkungen der Umbenennung
Für die Anwohner und Gewerbetreibenden wird sich postalisch durch die Umbenennung nichts ändern, da der Großteil des Platzes zur Gerichtstraße gehört. Dennoch erhoffen sich viele, dass der neue Name mehr Bewusstsein für die Geschichte und die Diskriminierung von Menschen wie Martha Ndumbe schafft. Diese Umbenennung könnte auch als Anstoß für weitere gesellschaftliche Veränderungen in Berlin gesehen werden, um mehr über die Lebensgeschichten von marginalisierten Gruppen aufzuklären.
Insgesamt ist diese Entscheidung von großer Bedeutung für die Stadt Berlin, da sie die historische Aufarbeitung und das Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus in den Fokus rückt und dazu beiträgt, ein inklusives Geschichtsverständnis zu fördern. Es bleibt zu hoffen, dass eine feierliche Einweihung des neuen Martha-Ndumbe-Platzes bald stattfinden wird, um damit das Gedenken an eine bemerkenswerte Frau mit einem tragischen Schicksal zu würdigen.
Für detaillierte Informationen zur Entscheidung über die Umbenennung des Nettelbeckplatzes in „Martha-Ndumbe-Platz“ lesen Sie WeddingWeiser, sowie Straßenlärm Berlin.