
Am 22. Januar 2025 feiert das Theaterstück „Frauen im Dunkeln“, inszeniert von Satchel Reemtsma, seine Premiere im ACUD-Theater in Berlin. Das Stück gibt einen eindringlichen Einblick in das Leben dreier Frauen in der Ukraine während des anhaltenden Krieges. Russland begann am 24. Februar 2022 eine Invasion, die tausende Tote gefordert hat und Millionen Menschen zur Flucht zwingt. Die russischen Angriffe zielen unter anderem auf die Energie-Infrastruktur, was zu regelmäßigen Stromausfällen in der Millionenstadt Kyjiw führt. Diese Umstände prägen den Alltag und den emotionalen Kontext der Charaktere in diesem Werk.
„Frauen im Dunkeln“ thematisiert den Kampf der Hauptfiguren, die trotz widriger Umstände Hoffnung aus ihrer Freundschaft schöpfen. Die drei Frauen zeigen sich zu Beginn des Stücks vermummt und boxend, ihrer Darstellung in Netzanzügen mit grün fluoreszierenden Streifen ist die Bedeutung unklar. Die Monologe sind fragmentarisch und sprunghaft, während die Schauspielerinnen in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Ukrainisch sprechen, jedoch keine Untertitel zur Verfügung stehen, was die Zugänglichkeit des Stücks erschwert. Diese Entscheidungen zielen darauf ab, das Chaos und die Unsicherheit zu spiegeln, die diese Frauen erleben.
Intime Einblicke in den Kriegsalltag
Im Laufe des Stücks wird der Alltag der drei Freundinnen sichtbar, der von der Suche nach Informationen über Raketenangriffe und der inneren Zerrissenheit geprägt ist. Eine Figur spricht darüber, dass sie den Wunsch hat, das Land zu verlassen. Trotz eindringlicher Momente bleibt die Inszenierung an vielen Stellen schwer nachvollziehbar, was dazu führt, dass das Publikum mit offenen Fragen zurückbleibt. Es wird deutlich, dass die Thematik eine tiefere Auseinandersetzung verdient hätte, als sie im Stück geboten wird.
Das ACUD-Theater selbst, bekannt für seinen maroden Charme mit alten Holzstiegen und abgebröckelten Wänden, hat eine Kapazität von etwa 50 Personen. Die Künstlerinnen Tanya Kargaeva, Edda Lina Janz und Mariia Riaboshapka verkörpern die starken Frauenfiguren und bringen die Herausforderungen, vor denen sie stehen, auf bewegende Weise zum Ausdruck. Die Kostüme stammen von Lenna Stam und die Musik wurde von Niki Yaghmaee komponiert. Insgesamt wird das ACUD-Theater für seine anspruchsvollen und fesselnden Veranstaltungen geschätzt, mit einer Gesamtbewertung von 4,57/5 Sternen.
Theater im Kontext des Krieges
Der Ukraine-Konflikt hat auch das Theaterwesen stark beeinflusst. Viele Künstlerinnen kämpfen an der Front oder mussten ihre Heimat verlassen, wodurch Ensembles auseinandergerissen wurden. Das zerstörte Theater in Mariupol steht symbolisch für die Zerstörung von Menschlichkeit und das ukrainische Theater hat in Deutschland an Aufmerksamkeit gewonnen. Inszenierungen wie „Zerstörte Straßen“ und Projekte wie „Odyssee“ thematisieren den Kriegsalltag und die verstärkte Rolle der Frauen im Krieg.
Das ukrainische Theater in Deutschland wird als Bereicherung für die Kulturszene angesehen. Es gibt ein wachsendes Bewusstsein für die Unterdrückung osteuropäischer Kulturen durch Russland. Im Kontext dieser politischen und kulturellen Spannungen könnte „Frauen im Dunkeln“ dazu beitragen, die Stimme der ukrainischen Künstlerinnen und ihrer Erfahrungen im Krieg hörbar zu machen. Die Unterstützung durch verschiedene Organisationen, darunter Aid – A Aid for Artists in Exile, zeigt, dass es einen anhaltenden Bedarf an kultureller Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Krieges gibt.
Für Interessierte sind Tickets für die Aufführungen über die Website des ACUD-Theaters erhältlich. Es bleibt zu hoffen, dass das Stück nicht nur Einblicke in den Konflikt, sondern auch eine Plattform für tiefere Diskussionen und Verständnis schafft.