
„Marzahn, mon amour“ ist eine neue sechsteilige Serie, die ab dem 14. März in der ARD-Mediathek verfügbar sein wird. Die Serie basiert auf dem Bestseller-Buch von Katja Oskamp, das in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Der Fokus liegt auf den Geschichten von Menschen aus Marzahn, einem oft übersehenen Stadtteil Berlins, der in den Augen vieler mit der sozialen Realität der Ostdeutschen der letzten Jahrzehnte verkörpert wird. Der Tagesspiegel berichtet, dass die Preview der ersten drei Folgen im Freizeitforum Marzahn stattfand, unweit des Drehorts auf der Marzahner Promenade.
Besucher konnten bei dieser Veranstaltung ihre Nägel von der talentierten Nageldesignerin Katharina Wagner gestalten lassen, was einen kreativen Rahmen für die erste Sichtung der Serie bot. In der Hauptrolle spielt Jördis Triebel die Mittvierzigerin Kathi Grabowski, die in einem kleinen Fußpflegesalon arbeitet und als Kummerkastentante für ihre älteren Kundinnen fungiert. Triebel äußerte, dass sie sich während der Dreharbeiten erneut in Marzahn verliebt habe, was den emotionalen Kern der Serie verdeutlicht.
Charaktere und Geschichten
Die Charaktere in „Marzahn, mon amour“ sind vielfältig und tiefgründig. Neben Triebel sind auch Deborah Kaufmann als Lulu Moll und Yvonne Yung Hee Bormann als Salonbesitzerin Jenny Chan zu sehen, die mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Kaufmann erhielt umfassende Unterstützung von Katharina Wagner, die ihr half, die Rolle authentisch zu verkörpern. Darüber hinaus sind alte Bekannte aus der DDR-Zeit, wie Hermann Beyer und Monika Lennartz, Teil des Ensembles.
Das Buch von Katja Oskamp, das als Grundlage für die Serie dient, thematisiert Porträts von Menschen, insbesondere von älteren, oft unsichtbaren Bürgern Berlins. Es werden Geschichten erzählt, die in den Medien selten Gehör finden, und diese Erzählungen zeichnen ein komplexes Bild der lokalen Gemeinschaft. Matthias Brandt beschreibt das Buch als Gesellschaftsroman der Unsichtbaren, während andere Kritiker, wie Christine Westermann, feststellen, dass es Lust aufs Leben macht.
Ein Blick auf die Wohnsituation in Marzahn
Um die Zeit, in der die Serie spielt, besser zu verstehen, ist es hilfreich, einen Blick auf die historischen und sozialen Rahmenbedingungen Marzahns zu werfen. Prof. Dr. Christine Hannemann hebt hervor, dass das Leben in den Plattenbausiedlungen der DDR, wie sie in Marzahn zu finden sind, sowohl Vor- als auch Nachteile hatte. Die Wohnsituation galt in den späten 1970er Jahren als ein Privileg, während die Altbauwohnungen in Ostberlin oft in einem katastrophalen Zustand waren. Marzahn bot durch seine neue Infrastruktur eine funktionale Lebensumgebung für viele, einschließlich Menschen der Intelligenzschicht und Familien.
Der Wohnungsbau in Marzahn war stark von der Ideologie der DDR geprägt, die auf Gleichheit und der Förderung der Kleinfamilie abzielte. Trotz eines gemischten Rufs als grau und anonym war Marzahn ein Ort, an dem gemeinschaftliches Zusammenleben intensive Formen annahm, geprägt durch die Herausforderungen der Mangelwirtschaft. Post-Wende haben sich die Wohnbedürfnisse verändert, was zu einem Rückgang der Bevölkerung in Marzahn-Hellersdorf führte, als viele Menschen wegzogen.
Insgesamt zeigt „Marzahn, mon amour“ nicht nur die persönliche Realität seiner Charaktere, sondern auch die kulturelle und historische Tiefe des Stadtteils, was durch die Erzählweise Oskamps im Buch lebendig wird. Die Verbindung von Humor, Trauer und berührenden Momenten schafft einen einzigartigen Einblick in einen oft übersehenen Teil von Berlin. Hanser Literaturverlage hat in dieser Adaption die Ehrfurcht vor der Region und ihren Bewohnern bewahrt.
In einer Zeit, in der viele Stadtteile Berlins im Wandel sind und neu bewertet werden, hält „Marzahn, mon amour“ einen Spiegel vor die Realität der Menschen und ihrer Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Die taz hebt hervor, dass Marzahn heute nicht mehr als Abstiegsviertel angesehen wird, sondern als lebendige, multikulturelle Wohngegend, die den Anforderungen ihrer Bewohner gerecht wird.