
Die Linkspartei steht vor einer entscheidenden Herausforderung: Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass die Partei die Fünf-Prozent-Hürde möglicherweise nicht überschreiten wird. Um dennoch im Bundestag vertreten zu sein, ist der Gewinn von Direktmandaten von zentraler Bedeutung. Matthias Moehl, ein Wahlforscher, hat die Gewinnchancen der Linkspartei in verschiedenen Wahlkreisen analysiert und das Ergebnis ist ernüchternd.
Ein Hauptaugenmerk liegt auf dem Wahlkreis Berlin/Treptow-Köpenick, wo der erfahrene Politiker Gregor Gysi kandidiert. Gysi, der seit 2005 den Wahlkreis vertritt, hat laut Moehl eine beeindruckende Gewinnchance von 95 Prozent. In der Vergangenheit hat Gysi oft mehr Erststimmen erhalten als seine Partei Zweitstimmen, was seine Position zudem stärkt.
Weitere Wahlkreisanalysen
Im Wahlkreis Leipzig-Süd ist Sören Pellmann der Kandidat, der als Co-Vorsitzender der Bundestagsgruppe sein Direktmandat verteidigen möchte. Hier schätzt Moehl die Gewinnchance auf 60 Prozent, wobei die AfD als Hauptkonkurrent agiert. Die Situation im Wahlkreis Erfurt/Weimar/Weimarer Land II gestaltet sich schwieriger, da der einstige Ministerpräsident Bodo Ramelow mit nur 22 Prozent Gewinnchance in den Wahlkampf zieht, während die AfD und die CDU ihn herausfordern.
Weniger optimistisch steht es um die Kandidatin Ines Schwerdtner in Berlin-Lichtenberg, die nach dem Rücktritt von Gesine Lötzsch antreten muss. Ihre Gewinnchance wird von Moehl auf nur 11 Prozent geschätzt, wobei Beatrix von Storch von der AfD die besten Aussichten hat. Schließlich kämpft auch Dietmar Bartsch im Wahlkreis Rostock/Landkreis Rostock II, jedoch wird seine Gewinnchance mit lediglich 1 Prozent als äußerst gering eingeschätzt, angesichts der starken Konkurrenz von AfD, CDU und SPD.
Politische Rahmenbedingungen
Die Situation der Linkspartei wird durch das bevorstehende Wahlereignis am 23. Februar 2025 noch prekärer. In den Umfragen liegt die Union (CDU und CSU) vorn, und Friedrich Merz wird als möglicher neuer Kanzler gehandelt. Die SPD unter Olaf Scholz, die Grünen unter Robert Habeck sowie die FDP unter Christian Lindner haben ebenfalls dramatische Veränderungen in ihrem Wählerzuspruch erlebt.
Die Chancen der Linkspartei, den Einzug ins Parlament zu sichern, scheinen schmal. Als bemerkenswerter Aspekt könnte allerdings die gebündelte Konkurrenz in Form des Bündnisses Sarah Wagenknecht (BSW) erachtet werden, das ebenfalls um Wählerstimmen kämpft und möglicherweise die Stimmen der Linkspartei verwässert. In der allgemeinen politischen Stimmung haben sich die Kräfteverhältnisse verändert, mit Verlusten für die Ampel-Parteien und Zuwächsen für die Unionsparteien.
Die Spanung bleibt, ob die Linkspartei durch die gezielte Gewinnung von Direktmandaten im Bundestag überleben kann. Laut Moehl sind die Aussichten in weiteren Wahlkreisen wie Marzahn-Hellersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg nicht vielversprechend, was die Lage der Partei weiter kompliziert.
Die Neuregelung des Wahlrechts wird den neuen Bundestag auf 630 Sitze verkleinern, was für die Linkspartei zusätzliche Hürden bedeutet, insbesondere bei der Sitzverteilung, die ausschließlich nach dem Anteil der Zweitstimmen erfolgt. Die Fünf-Prozent-Hürde bleibt bestehen und die Grundmandatsklausel für Parteien mit mindestens drei Wahlkreisen macht die Lage der Linkspartei umso herausfordernder.
Für weitere Informationen und eine detaillierte Analyse können Sie tagesspiegel.de, election.de und morgenpost.de konsultieren.