
In der Silvesternacht, genauer gesagt am 1. Januar 2024, kam es im Sana Klinikum in Berlin-Lichtenberg zu einem gewaltsamen Vorfall, der nicht nur die anwesenden Klinikmitarbeiter, sondern auch die gesamte Gesellschaft erschüttert. Eine Gruppe von mehreren Männern griff das Personal an, nachdem sie sich unfair behandelt fühlten. Zwei serbische Brüder aus dieser Gruppe stehen nun als Angeklagte vor Gericht. Der Prozessauftakt fand kürzlich statt, wobei ein verletzter Arzt seine erschütternde Aussage machte.
Der Arzt, der seit sieben Jahren in der Notaufnahme tätig ist, erinnerte sich lebhaft an die laute und eskalierende Situation während seiner Schicht. Er hatte einen der Brüder behandelt, dessen Wunde sich jedoch als nicht lebensgefährlich herausstellte. Daraufhin widmete er sich einem schwerer verletzten Patienten. Diese Entscheidung führte dazu, dass die Brüder und ihre Angehörigen trotz eines deutlichen Verweises in den Behandlungsraum stürmten. Der Arzt erlitt dabei eine Platzwunde an der Braue und wurde mit mehrfachen Todesdrohungen konfrontiert, in denen es hieß: „Du bist tot!“ und „Wir bringen Dich um!“. Der Vorfall belastet ihn bis heute, und er äußerte seine Angst vor künftigen Übergriffen.
Eskalation der Gewalt
Wie die t-online.de berichtet, haben die Angreifer am Silvesterabend die Mitarbeiter verbal attackiert. Ein Überwachungsvideo zeigt den brutalsten Teil des Vorfalls. Zunächst ist eine Diskussion zwischen den Angreifern und den Klinikmitarbeitern zu sehen, bevor die Situation in ein Gerangel umschlägt. Ein minutenlanger Angriff erfolgt, wobei ein 42-jähriger Arzt zu Boden geschlagen wird und regungslos liegen bleibt. Dies führte zu einer Kopfverletzung, die ambulant behandelt werden musste. Ein weiterer Mitarbeiter wurde ebenfalls ins Gesicht geschlagen.
Die Polizei konnte die Angreifer schlussendlich festnehmen, nachdem sie bei ihnen Betäubungsmittel fanden. Die Anklage wurde nach den Ereignissen, die sich kurz nach Mitternacht abspielten, erhoben. Ursprünglich beschwerten sich die Männer über die vermeintlich langsame Behandlung eines 25-Jährigen, was ihrer Meinung nach den gewaltsamen Ausbruch rechtfertigte.
Kontext der Gewalt gegen medizinisches Personal
Diese Vorfälle sind kein Einzelfall. Eine Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), veröffentlicht Ende 2023, zeigt auf, dass in den letzten Jahren zahlreiche Übergriffe auf medizinisches Personal stattfanden. Zwischen 2018 und 2022 wurden 353.857 Arbeitsunfälle registriert. Davon entfielen 26.500 auf Aggression oder Gewalt, was zu einem Arbeitsausfall von mindestens drei Tagen führte. Jährlich sind rund 5.300 gewalttätige Übergriffe oder sexualisierte Gewalt gegen medizinisches Personal zu verzeichnen. Die Branche ist stark betroffen, insbesondere in der Alten- und Krankenpflege, wo fast zwei Drittel der Vorfälle registriert wurden. Die AOK bietet Unterstützung für Mitgliedsbetriebe und Versicherte in der Handhabung solcher Gewalt an.
Die Geschehnisse im Sana Klinikum werfen ein trauriges Licht auf die Gefahren, denen medizinisches Personal ausgesetzt ist. Tatsächlich möchte der betroffene Arzt trotz der traumatischen Erfahrung seinen Beruf in der Ambulanz nicht aufgeben. Das Urteil im Prozess ist für den 11. März 2024 angesetzt. Während die Gesellschaft auf eine aufmerksame und respektvolle Behandlung der gesundheitlichen Berufe drängt, bleibt die Frage, wie solche gewalttätigen Vorfälle in Zukunft verhindert werden können.