
In der Diskussion um die verschiedenen Berliner Bezirke sticht Reinickendorf oft nicht heraus. Während Gebiete wie Kreuzberg, Mitte und Prenzlauer Berg häufig thematisiert werden, erinnert die Schauspielerin Pegah Ferydoni an die Vorzüge ihres Heimatbezirks. Ferydoni, die 1983 in Teheran geboren wurde und im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie nach Berlin floh, beschreibt Reinickendorf als einen Ort voller Gemeinschaft, ruhiger Straßen und viel Grün. In einem Interview mit der Berliner Zeitung teilt sie ihre frühesten Erinnerungen an Berlin, die von kalten Wintern und dem Geruch der Schultheiß-Brauerei geprägt sind.
Die Verbindung zwischen Ferydoni und Berlin ist tief. Sie lebte nach ihrem Abitur in verschiedenen Stadtteilen wie Mitte, Wedding, Tiergarten, Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Neukölln. Ihre Karriere als Schauspielerin begann mit der Comedy-Serie „Türkisch für Anfänger“, für die sie 2007 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Auch in weiteren bekannten Formaten wie „SOKO 5113“, „Tatort“ und „Kommissarin Lukas“ war sie zu sehen. NDR berichtet, dass Ferydoni nicht nur im Film und Fernsehen aktiv ist, sondern sich auch kontinuierlich für Feminismus und Female Empowerment einsetzt.
Engagement und Herausforderungen
Ferydoni hebt hervor, dass Berlin für Frauen ein guter, aber nicht perfekter Ort ist. Sie sieht die Stadt als Zufluchtsort für Menschen mit iranischen Wurzeln und engagiert sich aktiv für Frauen im Iran. Ihr Engagement zeigt sich auch in aktuellen Projekten wie dem Film „Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns“ und dem Hörbuch „Morgan ist mein Name“. Zudem macht sie auf die Herausforderungen aufmerksam, mit denen Migranten in der Filmindustrie konfrontiert sind. „In der deutschen Filmgeschichte wurden bis 2001 Migrantinnen und Migranten nur in 13 Filmen behandelt“, erklärt sie.
Als ihre persönliche No-go-Area bezeichnet Ferydoni die Gegenden um Schlesisches Tor und Warschauer Brücke in Friedrichshain, während ihr Lieblingsort in Berlin der Tegeler See ist, der für sie Ruhe und Natur bietet. Zudem würde sie gerne die kleineren, versteckten Museen Berlins, wie das Museum der Dinge, besuchen. Ein weiterer Bereich, den sie schätzt, sind die vielfältigen Restaurants entlang der Kantstraße, wo sie selten reserviert, aber immer etwas Gutes findet.
Politik und persönliche Empfehlungen
Politische Themen sind für Ferydoni ebenfalls von Bedeutung. Sie kritisiert die Berliner Politik und die geplanten Kürzungen in Kultur, Bildung und Soziales. Auf die Frage nach einem Umzug nach Berlin rät sie humorvoll: „Geht lieber nach Athen, Kairo oder Tiflis!“ Trotz ihrer Kritik bleibt ihre Faszination für Berlin und insbesondere für den Stadtteil Kreuzberg, den sie als den spannendsten in der Stadt beschreibt, ungebrochen. In Kreuzberg sieht sie die Kreativität und Geschichte vertreten, die Berlin so einzigartig machen.
Ferydoni gelingt es, mit ihrem Leben und ihren Erfahrungen in Berlin nicht nur ihren Platz als Schauspielerin, sondern auch als Stimme für Veränderung zu finden und zu behaupten. Ihre Reise von Teheran nach Berlin ist nicht nur eine Flucht vor Widrigkeiten, sondern auch ein Ausdruck des Wunsches, Barrieren zu durchbrechen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern.