
In Berlin entwickelt sich ein neuer Trend im Bereich der Mode, der Altes mit Neuem verbindet. Lulu Turtiainen, eine gebürtige Finnin, brachte das Konzept „Love at second sight“ nach Deutschland. Dieser Ansatz fokussiert sich auf den Verkauf von ausgewählter Secondhand-Mode, die von den Kunden selbst in einem individuell gemieteten Raum präsentiert wird. Turtiainen will damit nicht nur Wiederverwertung fördern, sondern auch qualitativ hochwertige Kleidungsstücke in den Vordergrund stellen.
Die Idee ist einfach: Kunden mieten ihre eigene Kleiderstange für einen Zeitraum von 14 Tagen und präsentieren bis zu 40 ausgesuchte Kleidungsstücke. Hierbei legt Turtiainen großen Wert auf die Qualität der Kleidung – Naturmaterialien wie Kaschmir und Wolle sind gefragt, während Basic-Stücke von Fast-Fashion-Marken abgelehnt werden. Ziel ist es, den Charme eines Flohmarktflohmarktes zu vermeiden und stattdessen ein ansprechendes, modernes Einkaufserlebnis zu bieten.
Der Weg zur Nachhaltigkeit
Die Modeindustrie steht vor großen Herausforderungen, denn jährlich werden weltweit rund 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Der Großteil davon gehört zur Fast-Fashion-Kategorie, die durch schnelle und günstige Kollektionen charakterisiert ist. Diese Art der Produktion führt zu eklatanten Umweltproblemen, darunter hohe CO2-Emissionen und massive Textilabfälle. In diesem Zusammenhang gewinnt Secondhand-Mode immer mehr an Bedeutung, da sie als nachhaltige und leistbare Alternative betrachtet wird. Laut jetzt-nachhaltig.de kann der Kauf gebrauchter Kleidung den Verbrauch neuer Ressourcen um bis zu 90 % reduzieren.
Trotzdem haben die Transportkosten, vor allem bei Luftfracht, ökologische Nachteile. Daher betonen Experten, dass der Kauf in lokalen Geschäften oft die umweltfreundlichere Wahl ist. Auch digitale Plattformen wie Vestiaire Collective und Vinted zeigen, dass die Nachfrage nach Secondhand-Mode global ist. Allerdings suchen viele Käufer nicht primär nach einem nachhaltigen Kauf, sondern sind oft subjektiv auf der Suche nach Kosteneinsparungen, wie eine Studie der Boston Consulting Group zeigt. Mehr als 70 % der Nutzer verkaufen, um ihre Kaufkraft für Neuanschaffungen zu erhöhen.
Der Einfluss von Secondhand-Läden
Secondhand-Läden, die mit Kommissionsware arbeiten, können eine wichtigere Rolle im Umweltschutz spielen. Stationäre Shops, die Wert auf lokale Verbindungen und qualitativ hochwertige Ware setzen, sind entscheidend im Kampf gegen die übermäßige Produktion von Mode. Lulu Turtiainen verfolgt mit ihrem Konzept genau diesen Ansatz. Sie hat mittlerweile auch einen weiteren Store in Prenzlauer Berg eröffnet, der zusätzlich Kindermode anbietet.
Damit stellt „Love at second sight“ nicht nur eine Möglichkeit dar, nachhaltigen Konsum zu fördern, sondern bietet auch Einblicke in die Kunst der Textilpflege und -kombination. In einer Zeit, in der Konsumverhalten überdacht werden sollte, zeigt Turtiainen, dass auch der Secondhand-Markt eine Lösung auf die drängenden Fragen der Modeindustrie anbieten kann.