
Tim Johannson, Inhaber des Ladens Jo-Holz am Boxhagener Platz, äußert sich besorgt über die geplanten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Friedrichshain-Kreuzberg. Diese befinden sich im Rahmen eines umfassenden Konzeptes, das am 27. Juni 2023 vom Bezirksamt beschlossen wurde. Johannson führt seinen Momentan seit 1991 und verkauft überwiegend Wohnungstüren in DDR-Maßen sowie Tischlereibedarf. In seiner Sicht ist der Verkehr in der Gegend minimal und er sieht keinen Bedarf für weitere beruhigende Maßnahmen. Unter diesen Bedingungen befürchtet er, dass die neue Planung, die die Installation von Pollern und die Einrichtung von Fußgängerzonen umfasst, seiner Existenz als Einzelhändler schaden könnte.
„Ich würde sogar eine 50-Kilo-Tür um den Platz tragen, um zu verdeutlichen, was das für unsere Geschäfte bedeutet“, kommentiert Johannson, der Bedenken hat, dass die Änderungen die Lebensadern des Kiezes abschnüren könnten. Die geplante Einrichtung von Pollern könnte nicht nur die Parkplatzsituation verschlechtern, sondern auch die Lieferungen an seinen Laden beeinträchtigen. „Stammkunden wurden bereits wegen Parkverstößen mit Strafzetteln belegt“, erläutert er weiter. Dies geschieht, obwohl vor seinem Laden eine Be- und Entladezone vorhanden ist.
Umfangreiche Verkehrssicherheitsmaßnahmen
Friedrichshain-Kreuzberg verfolgt mit dem Konzept „Xhain beruhigt sich“ das Ziel, die Verkehrssicherheit und Fußgängersicherheit in den Nebenstraßen zu erhöhen. Dies geschieht durch die Implementierung von 280 Maßnahmen in 15 Planungsgebieten, die Asphaltkissen, Zebrastreifen, Gehwegvorstreckungen und Modalfilter, sprich Poller, umfassen. Diese Maßnahmen sind speziell für Nebenstraßen gedacht, da die Hauptstraßen in der Verantwortung des Senats liegen. Dennoch gibt es unter den Einzelhändlern erhebliches Unbehagen bezüglich der Auswirkungen, da viele von einem möglichen Verlust ihrer Kunden durch eingeschränkte Erreichbarkeit fürchten.
Die Diskussion über die Auswirkungen der Verkehrsberuhigung auf den Einzelhandel wird unter Experten intensiv geführt. Eine Studie des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit verdeutlicht, dass 93% der Kunden ihre Geschäfte nicht mit dem Pkw erreichen und 91% der Umsätze von Kunden stammen, die umweltfreundliche Verkehrsmittel nutzen. Trotz dieser Erkenntnisse befürchten Händler wie Johannson, dass eine Reduzierung des Parkangebotes ihre Einnahmen gefährdet.
Einbindung der Bürger und Gewerbetreibenden
Das Bezirksamt hat angekündigt, dass das lokale Wissen der Bürger in die Umsetzung des Konzeptes einfließen soll. Bürger können über die Plattform mein.Berlin Fragen stellen und ihre Meinungen zu den geplanten Maßnahmen äußern. Auch die Gewerbetreibenden sind zur Beteiligung aufgerufen, um ihre Gedanken und Hinweise einzubringen. Johannson kritisiert jedoch die mangelnde Einbeziehung der Gewerbetreibenden in die Entscheidungsfindung, was ihren Kaufkraft und die Versorgungslage im Kiez betrifft.
Als erfahrener Unternehmer, der schon seit 1982 im Kiez ansässig ist, hat Johannson eine Ausbildung als Werkzeugmacher und ein Maschinenbaustudium absolviert und sieht die große Herausforderung, die neuen Verkehrsmaßnahmen auf sein Geschäft auswirken könnten. Er plant, seinen Unmut über die aktuelle Verkehrspolitik bei einer Sitzung des Verkehrsausschusses im Rathaus Kreuzberg zu äußern. Ein genauer Zeitpunkt für die Installation der Poller steht bisher noch nicht fest.
Die Debatte um die Verkehrssituation in Friedrichshain-Kreuzberg bleibt also spannend und wird weiterhin sowohl von Unternehmern als auch von Anwohnern genau beobachtet.
Für weitere Details zu den Maßnahmen und der Meinung der Bürger kann auf Xhain beruhigt sich und Mobilitätsforum Bund zugegriffen werden.
Für journalistische Einblicke in die Perspektive von Einzelhändlern und darüber hinaus, schlägt Berliner Zeitung eine tiefgehende Betrachtung vor.