
In Berlin wird der Druck auf Lehrkräfte immer größer. Lehrerinnen und Lehrer sehen sich zunehmend psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt, wie Tagesspiegel berichtet. Die besorgniserregenden Statistiken stammen aus einer Untersuchung von Jan Lehmann, dem rechtspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, die Daten von 2019 bis 2024 betrifft. Die polizeiliche Verlaufstatistik dokumentiert einen Anstieg der Aggressionen gegen Lehrkräfte, mit einem besonders dramatischen Anstieg im Jahr 2022 nach der Wiederaufnahme des regulären Schulbetriebs.
Die Zahl der registrierten Vorfälle stieg von 186 im Jahr 2019 auf 283 im Jahr 2024, was einem Anstieg von über 50 Prozent in den letzten fünf Jahren entspricht. Besonders alarmierend sind auch die Körperverletzungen, die laut den Daten die häufigsten Straftaten gegen Lehrkräfte darstellen. Neben körperlicher Gewalt berichten Lehrkräfte auch von Nötigung, Bedrohung und sogar von schweren Straftaten wie versuchtem Mord an einem Gymnasium in Mitte.
Psychische Gewalt unter Schülerinnen und Schülern
<pZusätzlich zu den physischen Übergriffen wird die Lage durch einen Anstieg psychischer Gewalt unter Schülern belastet. Eine bundesweite Umfrage der DGUV unter 1.031 Lehrkräften zeigt, dass 56 % der Befragten von einer Zunahme psychischer Gewalttaten berichten, während 44 % einen Anstieg körperlicher Gewalt wahrnehmen. Diese Formen der Gewalt diffundieren nicht nur im sozialen Gefüge, sondern hinterlassen auch tiefe Spuren im Schulalltag.
Bei den häufigsten Formen psychischer Gewalt geben 47 % der Lehrkräfte an, dies seien Beschimpfungen, gefolgt von Mobbing (35 %) und Cybermobbing (23 %). Bei der körperlichen Gewalt liegen Schläge und Tritte (30 %) an erster Stelle, danach folgen Haareziehen und Kneifen (18 %). Diese Berichte deuten auf ein ernsthaftes Problem an Schulen hin, das trotz geführter Gespräche mit Tätern und Opfern nicht ausreichend in den Griff zu bekommen ist.
Maßnahmen zur Gewaltprävention
Die Bildungsverwaltung Berlin hat die Problematik erkannt und arbeitet an umfassenden Maßnahmen zur Gewaltprävention, die bereits in die Schulprogramme integriert sind. 84 % der Lehrerinnen und Lehrer berichten von der Verankerung von Präventionsstrategien an ihren Schulen. Hierzu gehören auch Notfallpläne und Krisenteams, die an Schulen Unterstützung leisten. Die Unfallkasse Berlin bietet Lehrkräften zudem Zugang zu psychologischen Beratungen und Therapien.
Die Dunkelziffer nicht gemeldeter Vorfälle bleibt jedoch besorgniserregend hoch, und die Anzahl der Polizeieinsätze wegen körperlicher Gewalt an Schulen verstärkt den Druck auf die Verantwortlichen. Im Jahr 2022 wurden 327 Polizeieinsätze wegen Körperverletzungen verzeichnet, was beweist, dass die Situation ernst ist und dringend Maßnahmen erfordert. Die gesellschaftliche Debatte um Gewalt an Schulen zeigt dringenden Handlungsbedarf, um ein sicheres Bildungsumfeld für alle Beteiligten zu schaffen.
Das Thema Gewalt an Schulen ist somit nicht nur eine Angelegenheit für Lehrkräfte, sondern betrifft auch Eltern, Schüler und die gesamte Gesellschaft. Nur durch gemeinschaftliches Engagement kann es gelingen, die Ursachen zu adressieren und Lösungen für ein gewaltfreies Lernumfeld zu finden.