
Der Druck auf die Mitarbeiter im Einzelhandel wächst kontinuierlich. Dieses Phänomen ist besonders deutlich bei den Kassierern in den Discountern Aldi Nord und Aldi Süd. Eine Mitarbeiterin von Berlin Live hat nun über die Herausforderungen gesprochen, denen sie und ihre Kollegen täglich begegnen. Dabei spielt nicht nur die Geschwindigkeit eine entscheidende Rolle, sondern auch die Arbeitsatmosphäre wird zunehmend als belastend wahrgenommen.
An den Kassen in Aldi-Filialen gibt es einen Zähler, der die Abscann-Geschwindigkeit überwacht. Ein Ziel von über 3.000 Anschlägen pro Stunde ist vorgegeben. Wird dieses Ziel nicht erreicht, drohen rote Vermerke. Bei einer nicht zufriedenstellenden Leistung folgen Gespräche mit Vorgesetzten. Oft müssen die Mitarbeiter die Waren hastig in die Einkaufswagen werfen, um den Zeitdruck zu minimieren.
Steigender Stress und Kundenbeschwerden
Die Mitarbeiterin berichtet von einem ansteigenden Druck, beispielsweise durch die Erwartung, eine Palette neuer Ware in lediglich 30 Minuten zu entpacken. Diese Anforderungen tragen zu einer angespannten Atmosphäre bei, wodurch auch die Kundenbeschwerden zunehmen. Der Stress, der durch diese Anforderungen entsteht, macht es den Angestellten schwer, freundlich zu bleiben. Kündigungen aus diesem Grund sind für die Mitarbeiterin keine Überraschung.
Zusätzlich äußert Aldi Nord, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter durch die lange durchschnittliche Unternehmenszugehörigkeit im Unternehmen reflektiert wird. Dies steht jedoch im Widerspruch zu den Erfahrungen der Mitarbeiter. Ein Vergleich zu Aldi Süd zeigt, dass dieses Unternehmen Doppelkassen einsetzt, um die Kassiergeschwindigkeit zu erhöhen, was jedoch ebenfalls zur Überforderung der Mitarbeiter führt.
Wie Supermarktblog berichtet, haben Kunden oft das Gefühl, von Doppelkassen mit paralleler Bearbeitung gehetzt zu werden. Die Einführung dieser Technik soll die Abfertigung beschleunigen, führt jedoch bei den Mitarbeitern zu zusätzlichem Stress, da sie mehrere Kunden gleichzeitig bedienen müssen. Zusätzlich gibt es Bedenken hinsichtlich des Diebstahlrisikos und der Erkennung von unbezahlter Ware.
Allgemeiner Stress im Einzelhandel
Der allgemeine Stress im Einzelhandel ist alarmierend. Eine Studie von Quinyx zeigt, dass 81 Prozent der Beschäftigten unter arbeitsbedingtem Stress leiden. E-Commerce Magazin hebt hervor, dass 40 Prozent der Befragten in Betracht ziehen, wegen des Stresses zu kündigen. Zu den Hauptgründen gehören unter anderem mangelnde Flexibilität bei der Dienstplanung und Sorgen um die Lebenshaltungskosten.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Anforderungen an die Mitarbeiter im Einzelhandel nicht nur zu einer erhöhten Fluktuation führen, sondern auch die allgemeine Stimmung und Motivation im Unternehmen beeinflussen. In Zeiten des Arbeitskräftemangels ist es essenziell, die Stressfaktoren zu erkennen und anzugehen, um ein besseres Arbeitsumfeld zu schaffen.