
Fünf Jahre nach den ersten Corona-Fällen in Berlin blicken Entscheidungsträger auf die Herausforderungen zurück, die die Pandemie mit sich brachte. Detlef Wagner, der CDU-Politiker und Stadtrat für Gesundheit in Charlottenburg-Wilmersdorf, erinnert sich lebhaft an den Krisenmodus im Frühjahr 2020. Zusammen mit seiner Amtsärztin ergriff er sofortige Maßnahmen und entwarf auf einem DIN-A4-Zettel eine neue Struktur für das Gesundheitsamt. Die Notwendigkeit, viele Mitarbeiter für telefonische Kontakte zu gewinnen, wurde schnell erkannt, um Infektionsketten nachzuverfolgen und Bürgerfragen zu beantworten.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, wurden ganze Bereiche im Gesundheitsamt geschlossen, um Platz für telefonische Dienste zu schaffen. Mitarbeiter mit therapeutischer Ausbildung wurden rekrutiert, und das Gesundheitsamt verwandelte sich in ein Pandemie-Call-Center. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 180 auf rund 500, unterstützt von Bundeswehr-Soldaten, die bei der Nachverfolgung und Dokumentation von Infektionen halfen. Dies war ein notwendiger Schritt, um eine effiziente Reaktion auf die Krise sicherzustellen.
Ein neuer Ansatz in der Pandemiebekämpfung
Mit der Einführung von Fabiane Kulicke als Pandemiekoordinatorin im Januar 2022 wurde die Notwendigkeit einer strukturierten Aufgabenverteilung und Personalkoordination zur Umsetzung sich ändernder Maßnahmen deutlich. Regelmäßige Treffen der Gesundheitsämter in Berlin wurden initiiert, um die Vorbereitung auf zukünftige Pandemien zu verbessern und die Kommunikation mit den Bürgern zu optimieren.
Insgesamt hat die Corona-Pandemie die Schwächen und Stärken des deutschen Gesundheitssystems offenbart. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wurde Deutschland zu Beginn der Pandemie international recht positiv bewertet. Doch bereits Ende 2020 stagnierte die Impfquote, was zu höheren Infektions- und Sterberaten führte. Diese Entwicklung verdeutlicht die komplexen Herausforderungen, mit denen das Gesundheitssystem konfrontiert war.
Finanzierung und Herausforderungen des Gesundheitssystems
Die finanzielle Situation des Gesundheitssystems spielte während der Pandemie eine wesentliche Rolle. Im Jahr 2022 beliefen sich die Gesundheitsausgaben in Deutschland auf 498 Milliarden Euro, was 12,8% des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Deutschland belegt damit weltweit den dritten Platz bei den Gesundheitsausgabenanteilen, hinter den USA und Kanada. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) machte 53% dieser Ausgaben aus und wurde über zwei Drittel durch Sozialversicherungsträger finanziert.
Die Pandemie hat jedoch auch die Herausforderungen verdeutlicht, insbesondere im Bereich des Personalmangels. Viele Gesundheitsämter konnten mit den Anforderungen an die Kontaktverfolgung nicht ausreichend umgehen. Der Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst wurde 2020 ins Leben gerufen, um die Gesundheitsämter besser auszustatten und deren Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Bleibt zu beobachten, wie diese Erfahrungen in die zukünftige Gesundheitspolitik in Deutschland einfließen werden. Der Fokus auf eine bessere Vorbereitung und effizientere Kommunikation sind entscheidend, um die Herausforderungen von Krisen wie der Corona-Pandemie künftig effektiver bewältigen zu können. In einer Zeit, in der politisch gesehen immer noch über die Verteilung der Gesundheitsressourcen und den Zugang zu medizinischer Versorgung diskutiert wird, könnte dies ein Wendepunkt für das deutsche Gesundheitssystem sein.