
In den letzten Monaten zeigten zahlreiche Restaurants in Berlin bedenkliche Zeichen der Schwäche. Zu den betroffenen Gastronomiebetrieben zählt das beliebte Braufactum am Alexanderplatz, das nun seine Türen geschlossen hat. Dieses Craft-Beer-, Burger- und Barbecue-Restaurant wurde 2017 in das Eckhaus an der Memhardstraße eröffnet und war seitdem ein bekannter Anlaufpunkt für Bierliebhaber und Feinschmecker in der Mitte der Stadt. Das Restaurant bot an seiner Theke eine Auswahl von 20 Biersorten, die nicht immer nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut waren, was es zu einem einzigartigen Ort für viele Besucher machte. Trotz seiner Beliebtheit schließt das Braufactum nun, und die Gründe bleiben bisher unklar. Ein Nachfolger, ein indisches Restaurant und Cocktailbar, wird bereits angekündigt, wie ein Plakat am Fenster verrät.
Angesichts der aktuellen Lage ist das Braufactum nicht das einzige Restaurant, das mit ernsthaften Herausforderungen konfrontiert ist. Die Gastronomie in Deutschland leidet unter verschiedenen Krisen, die sich über die letzten Jahre aufgebaut haben. Anhaltende Probleme wie die Auswirkungen von Corona-Lockdowns, Inflation und Personalmangel haben die Branche schwer getroffen. Laut Berichten von RBB24 haben bereits 36.000 Gastronomiebetriebe während der Pandemie geschlossen, und es gibt Befürchtungen, dass bis zu 12.000 weitere Betriebe akut gefährdet sind, insbesondere durch die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Gastronomiedienstleistungen.
Die Herausforderungen der Branche
Michael Hübner, Inhaber des „Zum Oberfeld“ in Berlin-Kaulsdorf, berichtet von einem Umsatzrückgang von 20% im Vergleich zum Vorjahr und beobachtet seltener werdende Besuche von Stammgästen. Diese Situation wird durch die Ankündigung der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer für Gastronomie von 7% auf 19% zu erhöhen, noch verschärft. Hübner kritisiert die Entscheidung der Ampelkoalition und verweist auf frühere Versprechen von Bundeskanzler Olaf Scholz, die die Branche in diesem schwierigen Umfeld unterstützen sollten.
Die Schließung des Braufactum ist ein weiteres alarmierendes Signal in einem Sektor, der ohnehin bereits von Unsicherheit geprägt ist. Die Gastronomie kämpft nicht nur mit finanziellen Herausforderungen, sondern auch mit dem ständigen Schwierigkeiten, Personal zu finden. Max Golde, Betreiber des „Alten Kasino“ in Neuruppin, spricht über seine Probleme bei der Rekrutierung und die Entscheidung, das klassische À-la-carte-Geschäft einzustellen.
Ein Blick in die Zukunft
Als Reaktion auf die aktuellen Schwierigkeiten versuchen einige Gastronomiebetriebe neue Wege zu finden. So setzt das Restaurant „Anna Amalia“ in Potsdam auf den Einsatz von Servicerobotern, um die Mitarbeiter zu entlasten. Trotz der Herausforderungen, die so viele in der Branche betreffen, gibt es anscheinend auch Spielräume für Innovationen, auch wenn die Sorgen über die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung allgegenwärtig sind.
Die Schließung des Braufactum unterstreicht die prekäre Situation vieler Restaurants in der Hauptstadt. Die Gastronomie ist ein wichtiger Teil des urbanen Lebens, und die anhaltenden Probleme gefährden nicht nur die Existenz der Betriebe, sondern auch die kulinarische Vielfalt Berlins.