
Louis Armstrongs legendärer Auftritt im Friedrichstadt-Palast in Ost-Berlin am 19. März 1965 gilt als Wendepunkt für die Jazzkultur in der DDR. An diesem Abend landete der Jazzmusiker mit seiner Band „His All Stars“ am Flughafen Schönefeld. Bei seiner Ankunft wurden sie von den „Jazz Optimisten“, einer Berliner Band, begrüßt, die gleich einen seiner Lieblingssongs spielte. Armstrong selbst betonte während einer Pressekonferenz, dass er für alle Amerikaner spiele und nicht für die Politik.
Sein Aufenthalt in der DDR dauerte vier Wochen und umfasste insgesamt fünf Konzerte in 17 Städten. Die ersten beiden Konzerte fanden am 20. und 21. März im Friedrichstadt-Palast statt, die jeweils ausverkauft waren und etwa 3.000 Zuschauer anlockten. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden innerhalb von nur einem Tag 18.000 Eintrittskarten verkauft, was das öffentliche Interesse an Armstrongs Besuch verdeutlichte.
Ein kulturelles Experiment
Die DDR hoffte durch Armstrongs Auftritt auf internationale Anerkennung, während sie gleichzeitig versuchte, auf die Rassendiskriminierung in den USA aufmerksam zu machen. Dieser Versuch blieb jedoch weitgehend erfolglos, und Armstrong selbst wollte sich nicht politisch äußern. Auf die Frage eines westlichen Journalisten nach der Berliner Mauer antwortete er: „Die Mauer interessiert mich nicht. Mich interessiert nur mein Publikum.“
Die Konzerte wurden von den DDR-Medien positiv aufgenommen, was in der Vergangenheit unüblich war. Armstrong brachte rund 45.000 Menschen für etwa zwei Stunden ein Stück Freiheit durch seine Musik. Diese Auftritte trugen zur Akzeptanz von Jazzmusik in der DDR bei, die bis Ende der 1960er Jahre als Teil der Musikkultur anerkannt wurde. Über 50.000 Menschen sahen ihn insgesamt während seiner Tournee, die von dem Schweizer Geschäftsmann Werner Schmid finanziert wurde.
Die Reaktion der Staatsmacht
Die Staatssicherheit hatte jedoch Bedenken, dass es während der Konzerte zu Störversuchen und Provokationen kommen könnte. In diesem Zusammenhang befürchtete sie, dass die hohe Popularität von Armstrong politisch ausgenutzt werden könnte. Walter Ulbricht, Staats- und Parteichef, hatte zuvor die „Affenkultur des Imperialismus“ kritisiert, die durch die Konzerte aus seiner Sicht gefördert wurde.
Ein Dokument im Stasi-Archiv bezieht sich auf die Konzerte und warnt Mitarbeiter zur Wachsamkeit. Trotz dieser Bedenken verliefen die Konzerte grundsätzlich friedlich. Armstrong wurde dafür mit Sachwerten aus der DDR entlohnt, darunter antike Schmuckwaffen und Präzisionsoptiken. Ein Teil der Gage in DDR-Mark wurde schließlich investiert; Armstrong erwarb sich davon einen Nerzmantel.