
Die geplante Verlängerung der U-Bahnlinie U3 in Berlin gerät zunehmend ins Wanken. Dies hat ein aktuelles Gutachten der Mobilitätsberatung „Interlink“ ergeben, das im Auftrag der Bürgerinitiative „Rettet den Mexikoplatz“ erstellt wurde. Die ursprüngliche Kostenschätzung für die 800 Meter lange Strecke lag bei 103 Millionen Euro, doch nun werden die tatsächlichen Kosten auf rund 300 Millionen Euro geschätzt. Diese hohen Ausgaben könnten die Realisierung des Projekts gefährden, da der Bund nur solche Projekte fördert, bei denen der Nutzen die Kosten übersteigt. Bei den neuen Schätzungen ist dies jedoch nicht mehr der Fall, wie Tagesspiegel berichtet.
Die Bürgerinitiative hat sich vehement gegen das Projekt ausgesprochen, da sie erhebliche negative Folgen sowohl für die Umwelt als auch für die Lebensqualität in der Umgebung befürchtet. Vor allem die Möglichkeit, dass durch den Bau 175 Bäume gefällt werden müssen, beunruhigt viele Anwohner. Dies könnte nicht nur das Stadtklima negativ beeinflussen, sondern auch das historische Stadtbild rund um den Mexikoplatz gefährden. Zudem befürchten die Anwohner, dass Lärm und Staub während der Bauzeit erst recht die Lebensqualität beeinträchtigen werden.
Kritik an der Planung und den Prognosen
Die Bürgerinitiative hat zudem die frühe Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) der BVG stark kritisiert. Diese Bewertung wurde als fehlerhaft und unrealistisch eingeschätzt. Die BVG hält jedoch an der NKU fest, die den gesamtgesellschaftlichen Nutzen der Verlängerung nach wie vor höher als die Kosten bewertet. Währenddessen prognostiziert die Bürgerinitiative, dass die U3-Verlängerung nur 1.300 zusätzliche Fahrgäste pro Tag anziehen könnte und 90 Prozent der Fahrgäste lediglich von Bus auf U-Bahn umsteigen würden, was den Nutzen weiter in Frage stellt.
Aktuell müssen Fahrgäste von Krumme Lanke den Bus zum S-Bahnhof Mexikoplatz nutzen, was gerade einmal zwei Minuten in Anspruch nimmt. Nach Fertigstellung der U-Bahn-Verlängerung wäre der Zugewinn an Zeit nur minimal, was die finanziellen Investitionen noch kritischer erscheinen lässt. Die Befürworter des Projekts argumentieren zwar, dass durch die neue Anbindung täglich bis zu 12.000 Fahrgäste zu erwarten seien, doch die Glaubwürdigkeit dieser Prognosen wird angezweifelt.
Unklare Finanzierungsperspektiven
Die Finanzierung des Projekts bleibt fraglich, nicht zuletzt wegen der neuen Kostenprognosen. Ein Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) von unter 1 zeigt an, dass die Kosten den wahrgenommenen Nutzen übersteigen. Die Bürgerinitiative plädiert dafür, öffentliche Mittel besser in bestehende Verkehrsstrukturen zu investieren, um eine nachhaltige Lösung für den Berliner Südwesten zu finden. Diskussionsbedarf herrscht auch über die Anbindung des Südwestens an Zipfel zu angrenzenden Brandenburger Gemeinden, was bei der Planung keine ausreichende Berücksichtigung fand.
Die Auseinandersetzung über die U-Bahnverlängerung wird vor allem durch den dringenden Wunsch nach Transparenz über die tatsächlichen Kosten und eine verbesserte Bürgerbeteiligung begleitet. Der Grünen-Landesvorsitzende fordert ebenfalls mehr Klarheit im Hinblick auf die finanziellen Anforderungen des Projekts. Angesichts der drohenden rechtlichen Schritte seitens der Anwohner könnte die Zukunft der U3-Verlängerung alles andere als gesichert sein.
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