
Nach einem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,7 hat Myanmar mit katastrophalen Zuständen zu kämpfen. Henry Braun, der Landesdirektor der Welthungerhilfe in Myanmar, berichtet, dass schätzungsweise neun Millionen Menschen stark betroffen sind. In den Tagen nach dem Beben liegen viele Leichen noch unter den Trümmern, die Temperaturen erreichen nahezu 42 Grad Celsius, was das Risiko von Krankheiten und Seuchen erheblich erhöht. Professionelle Rettungstrupps haben oft keinen Zugang zu den betroffenen Gebieten und sind auf die Hilfe lokaler Helfer angewiesen, die oft als „Sandalenretter“ bezeichnet werden. Diese lokalen Retter sind unerlässlich, da viele Menschen Zuflucht in Klöstern suchen, die traditionell in Notfällen Schutz bieten.
Die humanitäre Lage in Myanmar ist bereits seit langem angespannt. Die Region war zuvor durch schwere Überschwemmungen und einen intensiven Bürgerkrieg geschwächt. Märkte sind schwer erreichbar, und häufige Stromausfälle verschärfen die Probleme. Die Welthungerhilfe hat bereits finanzielle Unterstützung von 100.000 Euro bereitgestellt, um mit Nahrungsmitteln, Bargeld und Hygieneartikeln in den betroffenen Gebieten Hilfe zu leisten. Lokale Dorf-Komitees spielen eine zentrale Rolle bei der Organisation der Notfallhilfe. Zudem ist die Notwendigkeit von weiteren Mitteln unabdingbar, um die Notlage der Bevölkerung zu lindern.
Unerwartete Erschütterungen
Das Erdbeben hat erhebliche Schäden verursacht; Häuser, Straßen und Brücken wurden zerstört. Das Büro der Welthungerhilfe in Mandalay ist stark beschädigt, sodass Mitarbeiter nun im Freien übernachten müssen. Braun, der am Erdbeben im Büro erlebte, erklärte, dass die Erschütterung in Yangon, wo er sich befindet, weniger stark war als im schwer betroffenen Mandalay. Trotz der Zerstörungen geht es den meisten Mitarbeitenden gut, jedoch hat eine Mitarbeiterin ihr Zuhause in der Nähe des Epizentrums verloren.
Die militärische Kontrolle über die Region erschwert die Hilfsmaßnahmen erheblich. Braun hofft, dass die Militärregierung Hilfskräfte aus Thailand ins Land lässt, da die momentan schwierige Lage auch durch militärische Kontrollpunkte und beschädigte Infrastruktur geprägt ist. Die Reisezeit von Yangon nach Mandalay hat sich mittlerweile von acht bis neun Stunden auf bis zu 27 Stunden verlängert, was die Hilfslieferungen weiter hinauszögert.
Humanitäre Krise
Die humanitäre Krise in Myanmar ist alarmierend. Laut den Vereinten Nationen sind bis 2025 fast 19,9 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, wobei 15,2 Millionen Menschen als ernährungsunsicher gelten. Die Welthungerhilfe, die seit 2002 aktiv ist, plant, ihre Unterstützung auszubauen. Diese Organisation hat im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Euro in Projekte investiert, die über 200.000 Menschen erreichten. Durch die ständige Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen versucht die Welthungerhilfe, schnell und effektiv zu handeln, um die Notwendigkeit der Versorgung zu decken.
Die internationale Gemeinschaft wird dringend zur Hilfe aufgerufen. Spendenaufrufe werden empfohlen, um die Hilfsmaßnahmen zu unterstützen und die Menschen in Myanmar zu erreichen, die unter den Folgen des Erdbebens und dem anhaltenden Bürgerkrieg leiden. Die Situation bleibt ernst, und ein klareres Bild der Nothilfe wird in den kommenden Tagen erwartet, um zielgerichtete Maßnahmen zu koordinieren.
Konfrontiert mit dieser Situation, die bereits vor dem Beben durch Bürgerkriege und naturalen Katastrophen belastet war, stellt sich einmal mehr die Frage nach der Stabilität und Zukunft des Landes. Die Welthungerhilfe, als eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland, hat das Ziel, nicht nur kurzfristige Hilfe zu leisten, sondern auch langfristige Entwicklungsprojekte zu fördern, um die Bevölkerung auf den Weg der Selbsthilfe zu führen.